Medizinische Versorgung

  • Wie es zur MVZ-Gründung kam:
    • Hintergrund: Kassenarztsitze und -zulassungen
    • Die Entwicklungen ab dem Jahr 2012
    • Gefahren für den Landkreis Regen
  • MVZ als Weg aus der Krise:
    • Was ein MVZ ist
    • Welche Vorteile ein MVZ hat
  • Klarstellung zum Thema Markteingriff:
    • Der noch (!) erfreuliche Status Quo in Bodenmais
    • Klare Priorität der ärztlichen Niederlassung
    • Tatkräftige Unterstützung bei Ärzteansiedelungen
    • Aufzeigen von Lösungen bei ausbleibenden Nachbesetzungen
  • Klarstellung zu Herausforderungen und Risiken:
    • Herausforderungen beim Aufbau eines MVZ
    • Herausforderungen beim Betrieb eines MVZ
    • Risiken beim MVZ-Betrieb
  • Unrealistische Lösung: Der Landkreis beglückt uns mit einem MVZ:
    • Wunschvorstellung: Filiale des bestehenden Landkreis-MVZ
    • Problem: Abgrenzungsprobleme und einseitige Risiken beim Landkreis
  • Realistische Lösungen:
    • Szenario 1: Beratungsvertrag und Managementvertrag
    • Szenario 2: Pro-Kopf-Pauschale für Investitionskosten und evtl. Betriebskostendefizite
  • Planung und Steuerung:
    • Einrichtung eines Planungs- und Steuerungskreises
    • Einbindung fachkundiger Externer z.B. von Landkreis, Arberlandkliniken und KVB
  • Grundsatz: Keine MVZ-Gründung gegen den Willen unserer Ärzte:
    • Grundsatz „Was unsere Ärzte selbst leisten wollen, braucht die Gemeinde nicht leisten!“
  • Bei Bedarf aber: Gründung eines MVZ Bodenmais:
    • Gründung und Aufbau mit dem Landkreis bzw. den Arberlandkliniken
    • Idealerweise Einbindung in ein Cluster
Grundgedanken zur medizinischen Versorgung in Bodenmais:

Einen Teil meines Wahlprogramms möchte ich einem Thema widmen, das seit Jahren die politische Debatte in Deutschland beherrscht, in der Bodenmaiser Gemeindepolitik aber noch nicht zu konkreten Maßnahmen geführt hat: Der Sicherstellung der medizinischen Versorgung vor dem Hintergrund des immer gravierenderen Ärztemangels.
Vielleicht fragen Sie sich nun: „Ja, gibt es denn keine wichtigeren Themen für Bodenmais als die ärztliche Versorgung?“ Man denke hier an die Klassiker: Haushalt, Tourismus, Städtebau, Freizeiteinrichtungen usw. Hier möchte ich – für mich persönlich – eine klare Antwort geben:

Nein, es gibt keine wichtigeren Themen!

Der schönste Marktplatz, der florierendste Tourismus, die tollsten Freizeiteinrichtungen wären Makulatur, wenn im größten Ferienort Ostbayerns die medizinische Versorgung nicht mehr gewährleistet wäre. Denn niemand will in einem Ort alt werden, in einen Ort ziehen oder in einem Ort eine Familie gründen, in dem die Grundversorgung der Bevölkerung nicht mehr sichergestellt ist.
Ich möchte – und werde – hier kein Schreckensszenario aufbauen. Denn zum Stand heute gibt es eine einigermaßen funktionierende medizinische Versorgung im Ort. Da die frühere Praxis Ionescu (vormals Decker) aber bereits weggefallen ist, kommt es bei Urlaub eines der drei Ärzte aber bereits zu empfindlichen Wartezeiten. Der frühe und überraschende Tod der im Ort geschätzten Ärztin Dr. med. Mihaela Dobrei sollte für uns aber ein Weckruf gewesen sein! Mich erinnerte er daran, dass ein funktionierendes Gefüge der medizinischen Versorgung in einem Ort über Nacht ins Wanken geraten kann, falls Arztsitze nicht nachbesetzt werden könnten.
Ich habe derartige massive Probleme in Zusammenhang mit Arztsitzen bereits in meiner Landratszeit erlebt – unten berichte ich Ihnen mehr darüber. Damals waren der Vorstand unserer beiden Arberlandkliniken und ich innerhalb weniger Wochen und Monate gefordert, zukunftsfähige Lösungen zu erarbeiten. Und gerade weil ich als Landrat damals sehr tief in die schwierige Materie von MVZs, Kassenarztsitzen und Co. eintauchen musste, könnte Bodenmais heute von den damaligen Erfahrungen profitieren.

Gleich vorweg: Die Aufgabe der medizinischen Versorgung ist keine kommunale Pflichtaufgabe im Sinne der Bayerischen Gemeindeordnung. Darauf wurde in Bodenmais in der Vergangenheit durchaus schon gebetsmühlenartig hingewiesen. Ich halte solche Hinweise aber – vorsichtig ausgedrückt – für den Versuch, ein schwieriges Thema aus dem öffentlich wahrgenommenen, eigenen Verantwortungsbereich zu verbannen. Denn Aufgabe einer Gemeinde ist für mich am Ende das, was Bürgerinnen und Bürger, Marktgemeinderat und Bürgermeister als wichtige Aufgabe erkennen und anpacken. Der Markt regelt erfreulicherweise zwar vieles, jedoch nicht immer alles. Und falls er ausgerechnet bei einem solch wichtigen Thema wie der medizinischen Versorgung zu versagen droht, müsste die öffentliche Hand meines Erachtens eingreifen. Denn hier geht’s wirklich (!) um die Wurst!
Im Folgenden möchte ich kurz schildern, welche Erfahrungen ich als Landrat mit dem Thema gemacht habe. Damit möchte ich Sie nicht langweilen oder irgendwelche „Wohltaten der Vergangenheit“ aufzeigen. Ich denke lediglich, dass es für Sie wichtig ist, zu verstehen, wie ich zu meinen nachfolgenden Gedanken für Bodenmais komme.

Der Landkreis Regen hat in meiner Landratszeit ein sogenanntes Medizinisches Versorgungszentrum aufgebaut. Die MVZ Arberland GmbH ist heute mit drei Standorten in Regen, Zwiesel und Viechtach eine fachübergreifende Einrichtung, die durch die Zusammenarbeit von mehreren Fachärzten eine interdisziplinäre Versorgung unter einem Dach gewährleistet.

  • Wie es zur MVZ-Gründung kam:
    • Hintergrund: Kassenarztsitze und -zulassungen:
      Hier muss man zunächst folgendes wissen: Um sich als approbierter Arzt überhaupt niederlassen, d.h. mit gesetzlichen Krankenkassen abrechnen zu können, ist es notwendig, bei der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) einen sog. Kassenarztsitz zu erwerben. Diese Sitze sind begrenzt und werden von einem zentralen Ausschuss geplant und vergeben. Das bedeutet, dass sich ein Haus- oder Facharzt nicht einfach nach Belieben an einem Ort niederlassen kann (außer er möchte nur privat abrechnen).
    • Die Entwicklungen ab dem Jahr 2012:
      Früher gab es in der Regel auch bei uns in der Region mehr Interessenten als freie Sitze. Ab dem Jahr 2012 ereilte uns im Landkreis Regen jedoch plötzlich das umgekehrte Szenario: Erste Facharztsitze konnten nach Renteneintritt der sitzinhabenden Ärzte nicht mehr nachbesetzt werden. Als wäre dies nicht bereits problematisch genug für die Versorgung der Bevölkerung, kam aber auch noch folgendes Problem hinzu: Kliniken aus Nachbarlandkreisen entlang der Donau begannen damit, Facharztsitze in Regen über eigene Klinik-Ärzte zu kaufen und zu besetzen.
    • Gefahren für den Landkreis Regen:
      Hinter den Sitzkäufen standen zwei verschiedene Absichten: Entweder die Sitze nach einer vorgeschriebenen Übergangszeit ganz in die eigenen Landkreise zu verlagern. Dadurch wären sie für uns verloren gewesen. Oder zumindest die Patienten der Praxen in Regen gezielt nur noch in die eigenen Kliniken einzuweisen. Hierdurch wäre die Existenz unserer beiden Arberlandkli-niken akut bedroht gewesen. Wir mussten schnell handeln – wir gründeten ein MVZ!
  • Was ein MVZ ist:
    Ein MVZ ist eine Einrichtung, in der mehrere Ärzte tätig sind. Aus Sicht des Patienten unter-scheidet sich ein MVZ nicht von einer Gemeinschaftspraxis mehrerer Ärzte. Allerdings arbeiten diese nicht „auf eigene Rechnung in eigener Praxis“, sondern sind beim MVZ angestellt. Ziel ist eine strukturierte Zusammenarbeit und eine patientenorientierte Versorgung aus einer Hand.
  • Welche Vorteile ein MVZ hat:
    Ein MVZ bietet heutzutage gegenüber klassischen Arztpraxen einige Vorteile beim Thema Gewinnung von Ärzten. Ein Arzt kann sich hier rein um die medizinische Versorgung seiner Patienten kümmern. Wirtschaftliche Herausforderungen und Risiken werden ihm abgenommen:
  • Ärzte müssen selbst keinen Kassenarztsitz bezahlen, da das MVZ den Kauf finanziert.
  • Das Unternehmerrisiko, das mit einer Praxisgründung einhergeht, entfällt.
  • Gerade jungen Ärzten erleichtert die Anstellung in einem MVZ den Berufseinstieg.
  • In einem MVZ kann ein Arzt ein festes Arbeitsverhältnis mit geregelter Arbeitszeit eingehen.
  • Angestellte Ärzte können auch Teilzeitstellen sowie flexible Arbeitszeitmodelle einnehmen.


Hier hat sich in meiner Landratszeit deutlich gezeigt, dass ein solches Modell die Stellenbesetzung – vor dem Hintergrund des Ärztemangels (v.a. im ländlichen Raum) – erheblich erleichtert.

Das Modell „MVZ Arberland“ wäre aus meiner Sicht die Blaupause für eine mögliche Sicherung der medizinischen Versorgung in Bodenmais. An dieser Stelle muss ich jedoch zunächst einige Dinge klarstellen:

  • Klarstellung zum Thema Markteingriff:
    • Der noch (!) erfreuliche Status Quo in Bodenmais:
      Ich schrieb ja oben bereits, dass es erfreulich ist, wenn der Markt die Dinge selbst regelt. Dies tut er aktuell in Bodenmais einigermaßen gut – noch: Unsere Hausärzte Dr. Manfred Schappler und Dr. Karl Zechel sind im Ort echte Institutionen, die sich um unsere medizinische Versorgung verdient gemacht haben. Ich habe größten Respekt davor, einen solch verantwortungsvollen Beruf seit Jahrzehnten hervorragend auszuüben. Auf eine echte „Schrecksekunde“ durch den Tod von Frau Dr. Dobrei folgte zudem die freudige Nachricht, dass mit Frau Dr. Regine Kuchler eine junge Nachfolgerin gefunden werden konnte. Hier haben wir in Bodenmais wirklich großes Glück gehabt, denn die meisten Kommunen auf dem Land suchen heute vergeblich nach ärztlichem Nachwuchs – und das teilweise seit Jahren!
    • Klare Priorität der ärztlichen Niederlassung:
      Bevor ich weiter auf das Thema MVZ eingehe, eine wichtige Klarstellung:
      Mein Ziel wäre es nicht (!), an unseren niedergelassenen Ärzten vorbei – oder sogar als Konkurrenz zu unseren Ärzten – ein MVZ in Bodenmais zu etablieren. Der Grund ist sehr leicht auf den Punkt gebracht: Jeder niedergelassene Arzt ist aus Sicht einer Gemeinde wesentlich „einfacher“, als ein MVZ. Denn der Arzt kümmert sich in einer eigenen Praxis selbst um alles: Er erwirbt den Kassenarztsitz, er sucht sich passende Räumlichkeiten, er finanziert seine Praxiseinrichtung, er sucht und beschäftigt sein Personal und er rechnet selbst mit den Krankenkassen ab. Die Gemeinde müsste hierfür rein gar nichts tun. Kein vernünftig denkender Mensch würde daher als Bürgermeister etwas daran ändern wollen – außer es bestünde die Notwendigkeit dazu.
    • Tatkräftige Unterstützung bei Ärzteansiedelungen:
      Selbstverständlich würde ich als Bürgermeister jedem jungen Mediziner, der einem unserer Ärzte nachfolgen möchte, den roten Teppich ausrollen. Konkret hielte ich hier Gründungszuschüsse, übergangsweise Verschaffung von vergünstigten oder kostenlosen Praxisräumen und vieles mehr für denkbar. Selbstverständlich würde die Gemeinde auch die öffentliche Ausschreibung der Stelle nach Kräften unterstützen. Mit derartigen Maßnahmen hätten wir jedoch als Ort kein wirkliches Alleinstellungsmerkmal. Viele Kommunen in Bayern versuchen bereits, auf diesem Wege junge Ärzte zu gewinnen.
    • Aufzeigen von Lösungen bei ausbleibenden Nachbesetzungen:
      Was würde aber passieren, wenn unsere Ärzte – trotz alle Bemühungen und Angebote – keine Nachfolger fänden – so wie es aktuell landauf, landab passiert? Über einen solchen Fall würde ich mit unseren niedergelassenen Ärzten als Bürgermeister nach Amtsantritt intensiv sprechen. Ich würde hier das Modell eines „MVZ Bodenmais“ ins Spiel bringen – selbstverständlich nur im Einvernehmen mit unseren niedergelassenen Ärzten!
  • Herausforderungen beim Aufbau eines MVZ:
    Es liegt in der Natur der Sache, dass niemand in der Gemeindeverwaltung für den Aufbau eines MVZ ausgebildet ist. Gleichzeitig wären hier aber einige Herausforderungen anzugehen: Es wäre eine MVZ-GmbH zu gründen, notwendige Arztsitze zu erwerben, eine geeignete Immobilie zu beschaffen, eine Praxis einzurichten (bzw. zu übernehmen), passende Ärzte zu gewinnen und einzustellen sowie eine Vielzahl an formellen Verfahren abzuwickeln.
  • Herausforderungen beim Betrieb eines MVZ:
    Für den Betrieb eines MVZ wird – neben medizinischem Personal – auch ein versierter Praxismanager mit Buchhaltung und Abrechnungsstelle benötigt. Nur so kann eine solche Einrichtung kostendeckend geführt werden. Die Gewinnung all dieser Mitarbeiter ist – wie das Beispiel Landkreis-MVZ zeigt – nicht unmöglich, aber zumindest eine Herausforderung.
  • Risiken beim MVZ-Betrieb:
    Kann kein optimaler Betrieb des MVZ sichergestellt werden, drohen Defizite, die vom Eigentümer des MVZ zu tragen wären. Denn, entgegen der landläufigen Meinung, sind reine hausärztliche MVZs heute nicht in jedem Fall kostendeckend. Hier müsste ggf. über die Anreichung des MVZ mit einem Facharztsitz, der höhere Erlöse erzielt, nachgedacht werden.
  • Wunschvorstellung: Filiale des bestehenden Landkreis-MVZ:
    Wenn man sich den Aufwand einer MVZ-Gründung ansieht, drängt sich einem sofort der Gedanke bzw. die Forderung auf: „Sollen doch der Landkreis bzw. seine Arberlandkliniken mit
    ihrem MVZ einfach einen weiteren Standort – neben Regen, Viechtach und Zwiesel – eröffnen.“ Freilich wäre uns Bodenmaisern dadurch enorm geholfen: Wir hätten eine gesicherte medizinische Versorgung ohne jegliche Aufwendungen, Kosten und Risiken für die Gemeinde. Jeder Bürgermeister würde natürlich gerne in exakt diese Richtung mit dem Landkreis verhandeln. Doch ist dies realistisch?
  • Problem: Abgrenzungsprobleme und einseitige Risiken beim Landkreis:
    Ich möchte ehrlich mit Ihnen sein: Eine solche Luxus-Lösung wird es meines Erachtens nicht geben können. Denn ich war lange genug Kreisrat und Vorsitzender der Landkreisgremien, um zu wissen: Die Arberlandkliniken können in Bodenmais de facto keine Filiale komplett auf eigene Rechnung und eigenes Risiko eröffnen. Täten sie dies, so müsste sie dies in 20 weiteren Landkreisgemeinden auch tun. Bislang gibt es nämlich nur in drei der 24 Kommunen im Landkreis ein öffentliches MVZ. Und zwar nur in den drei Kreis-Städten – aufgrund deren herausgehobenen regionalplanerischen Bedeutung. Eine MVZ-Filiale in Bodenmais würde bedeuten: 20 Bürgermeister anderer Gemeinden im Landkreis würden auf Gleichbehandlung pochen. Dies wäre für den Landkreis weder finanziell noch logistisch leistbar..

Aus meiner Sicht käme in der Praxis nur eine von folgenden beiden Lösungen infrage:

  • Szenario 1: Beratungsvertrag und Managementvertrag:
    Die Landkreis bzw. seine Arberlandkliniken würden hier keine weitere MVZ-Filiale gründen, sondern der Markt Bodenmais selbst ein MVZ aufbauen. Andere Kommunen, die Begehrlichkeiten äußern, müssten dann erst mal bereit (und in der Lage) sein, selbst Geld für ein eigenes MVZ zu investieren und etwaige Defizite zu tragen. Das wäre eine klare Eintrittshürde, die den Kreisgremien die Entscheidung erleichtern würde. Der Markt Bodenmais würde in diesem Szenario jedoch einen Beratungsvertrag mit dem Landkreis-MVZ schließen. Letzteres würde die Gemeinde beim MVZ-Aufbau unterstützen. Die Gemeinde würde die Gründung komplett allein finanzieren und durchführen, würde jedoch von Fachleuten an die Hand genommen. Der anschließende MVZ-Betrieb würde über einen Managementvertrag an das Landkreis-MVZ übertragen werden. Dort sitzen Fachleute wie Praxismanager, die wissen, wie ein MVZ so zu führen ist, dass Defizite bestmöglich vermieden werden können.
  • Szenario 2: Pro-Kopf-Pauschale für Investitionskosten und evtl. Betriebskostendefizite:
    In diesem Szenario würde tatsächlich eine Filiale des bestehenden Landkreis-MVZ in Bodenmais aufgebaut. Jedoch – entgegen der o.g. absoluten Wunschvorstellung – nicht auf eigenes Risiko des Landkreises bzw. der Arberlandkliniken, sondern unter klarer Beteiligung des Marktes Bodenmais an Investitionskosten und etwaigem Defizit. Hierfür gibt es in Franken bereits Vorbild-MVZs, die mit Pro-Kopf-Pauschalen durch die jeweiligen Gemeinden arbeiten. Auch hier würden sich Begehrlichkeiten aus anderen Landkreisgemeinden in Grenzen halten. Daher wäre dieses Szenario aus meiner Sicht die für die Gemeindeverwaltung die weitaus unkompliziertere Lösung. Der organisatorische Aufwand von Gründung und Betrieb läge nicht im Rathaus.
    In diesem Zusammenhang eine Klarstellung: Als Bürgermeister würde ich etwaige Defizite eines MVZ Bodenmais nicht leichtfertig in Kauf nehmen. Ich würde – im Gegenteil – sogar alles tun, um diese zu vermeiden. Zur Ehrlichkeit gehört es aber klar zu sagen: Ja, ein hausärztliches MVZ kann defizitär sein! Jedoch müsste ich auch die provokante Frage stellen: Wieso würde man seit Jahrzehnte gemeindliche Defizite z.B. bei unserem Hallenbad akzeptieren, bei einem viel zentraleren Thema wie unserer Gesundheit jedoch nicht?

Mein Konzept für unsere medizinische Versorgung:

Im Falle meiner Wahl zum Bürgermeister würde ich wie folgt vorgehen, um die medizinische Versorgung in Bodenmais zu sichern: 

  • Einrichtung eines Planungs- und Steuerungskreises:
    Klar ist: Über die Zukunft der medizinische Versorgung im Ort kann nicht am grünen Tisch in einer Amtsstube entschieden werden. Es braucht aus meiner Sicht regelmäßige enge Abstimmung unserer drei Ärzte, unserer Apothekerin Michaela Herzinger und des Bürgermeisters. Selbiges gilt übrigens explizit auch für unsere Zahnärzte!
    • Einbindung fachkundiger Externer z.B. von Landkreis, Arberlandkliniken und KVB:
      Bei aller medizinischen und pharmazeutischen Kompetenz, die wir im Ort haben: Noch niemand in Bodenmais hat bisher z.B. ein komplexes Thema, wie die Sicherung unserer medizinischen Versorgung insgesamt, angefasst. Es braucht also auch Kompetenz von außen!
  • Grundsatz „Was unsere Ärzte selbst leisten wollen, braucht die Gemeinde nicht leisten!“:
    Als Bürgermeister würde ich unsere niedergelassenen Ärzte nach Kräften unterstützen, v.a. bei der Suche nach Nachfolgern (ggf. auch mit finanziellen Anreizen). Vor allem aber würde ich keine MVZ-Gründung gegen den Willen unserer niedergelassenen Ärzte anstreben.
  • Gründung und Aufbau mit dem Landkreis bzw. den Arberlandkliniken: Ich schlage vor, im Bedarfsfall ein Bodenmaiser MVZ so zu gründen und aufzubauen, wie oben beschrieben. Dem zweiten Szenario würde ich klar den Vorzug gegenüber dem ersten geben. Wünschenswert wäre auch die Einbindung unserer Apotheke in einem echten Gesundheitszentrum in zentraler Lage im Ort.
  • Idealerweise Einbindung in ein Cluster: Idealerweise könnte eine Art Cluster gebildet werden, indem auch ein Facharztsitz (z.B. Zentrale für die Region Zellertal) im MVZ angesiedelt wird. Dies würde die Wirtschaftlichkeit erhöhen und etwaige Defizite vermeiden.
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