Verwaltung - das Wichtigste in Kürze

  • Radikale Veränderung unserer Arbeitswelt
  • Auswirkungen auf den öffentlichen Dienst
  • Konsequenzen für Bodenmais
  • Selbstverständnis des Bürgermeisters:
    • Bürgermeister als Motor und Zugpferd
    • Bürgermeister als erster Ansprechpartner in wichtigen Angelegenheiten
    • Bürgermeister als Personalverantwortlicher
  • Umfassende Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen:
    • Grundsatz „Kein Mitarbeiter ohne einschlägige Fachausbildung“
    • Hospitationen in anderen Kommunalverwaltungen
  • Bürgerservice:
    • Keine Verkürzung der Verwaltungs-Öffnungszeiten ohne Mehrwert
    • Telefonische Erreichbarkeit während Kernzeiten gewährleisten
    • Einrichtung einer Stelle zur Hilfe beim Ausfüllen von Anträgen
  • Markt Bodenmais als attraktiver Arbeitgeber:
    • Betriebsklima verbessern, Befristungen vermeiden, Leistung belohnen
  • Heißes Eisen „Standesamt“:
    • Rückholung des Amtes aus Zwiesel, sobald dies personell wieder möglich ist

Mehr hierzu erfahren Sie unten!

Das Thema „Verwaltung“ ist nach meiner Erfahrung vor Kommunalwahlen generell ein heißes Eisen. Und in Bodenmais erscheint mir dieses Eisen aktuell leider besonders heiß. Ich fasse es trotzdem an – weil es keinen Sinn macht, „schwierige“ Themen totzuschweigen.

Am Ende des Tages haben sowohl objektive Leistung als auch subjektive Wahrnehmung einer Rathaus-Verwaltung nach außen hin einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung und das Klima in einer Gemeinde. Ich denke, ein Bürgermeisterkandidat muss hier zwei Dinge tun: Einerseits etwaige Probleme klar ansprechen – und belastbare Lösungen aufzeigen. Andererseits aber auch keinen Wahlkampf auf Kosten einer Verwaltung führen, mit der er – im Falle eines Wahlsiegs – erfolgreich zusammenarbeiten soll (und will!)

Wer künftig als möglicher Bürgermeister erfolgreich eine Gemeindeverwaltung führen will, kommt m.E. nicht daran vorbei, sich zunächst klarzumachen, wie sich unsere Arbeitswelt aktuell verändert:

  1. Radikale Veränderung unserer Arbeitswelt:
    Die absolute Mehrheit der Arbeitsplätze waren früher streng weisungsgebundene Posten, in denen nicht selbstständig agiert werden sollte. Es ging vor allem darum, aus Arbeit den eigenen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Nach dem Schulabschluss ergriff man einen Beruf – und blieb ihm bis zur Rente treu (oft sogar im selben Betrieb). Dies ändert sich gerade radikal: Arbeitnehmer stellen sich heute Fragen von Sinn, Mitverantwortung, Kreativität und Work-Life-Balance. Viele Menschen möchten nur noch in Teilzeit arbeiten und sind auch deutlich stärker bereit, im Zweifel den Arbeitgeber zu wechseln. Zudem sorgt die Digitalisierung dafür, dass ständige Weiterqualifizierung notwendig ist, um im Beruf dauerhaft mithalten zu können. Remote-Arbeitsplätze entgrenzen Arbeit.
  2. Auswirkungen auf den öffentlichen Dienst:
    Auch wenn dies an Stammtischen vielleicht noch etwas anders gesehen wird: Vorbei sind die Zeiten, in denen sich sehr viele Menschen darum gerissen haben, in einer Verwaltung zu arbeiten – nur um in einer Verwaltung zu arbeiten. Seit vielen Jahren steigen gesetzliche Vorgaben und Anforderungen an Verwaltungsverfahren – und damit auch fachliche Anforderung an Mitarbeiter – immer weiter. Eine Gemeindeverwaltung muss daher heute – i.d.R. mit der gleichen Personalausstattung als früher – wesentlich mehr können und leisten. Daher stehen z.B. Gemeinden heute nicht nur mit anderen öffentlichen Verwaltungen im Wettbewerb um Fachkräfte, sondern auch zunehmend mit der Wirtschaft. Und gerade letztere erbringt – neben immer attraktiveren Gehältern – auch viele freiwillige Leistungen wie betriebliche Gesundheitsförderung, Team-Events uvm.
  3. Konsequenzen für Bodenmais:
    Mir ist sehr bewusst, dass es in der Bevölkerung teilweise noch eine ausgeprägte Haltung gibt, wonach Verwaltungen „möglichst klein sein, möglichst disziplinarisch geführt werden und möglichst kurz gehalten werden“ sollen. Und ja, ich fühle mich klarer Führung und sparsamem Wirtschaften verpflichtet. Dennoch möchte ich deutlich machen: Um seine Aufgaben auch in Zukunft noch erfüllen zu können, muss der Markt Bodenmais ein zeitgemäßer, attraktiver und wettbewerbsfähiger Arbeitgeber sein!
In den letzten Wochen durfte ich eine Vielzahl an Gesprächen im Ort führen: Mit Bürgerinnen und Bürgern, mit Unternehmen und mit Vereinen. Sehr häufig wurde dabei Kritik „an der Verwaltung da hinten im Rathaus“ (Zitat) geübt. Konkret haben sich hier einige Punkte herauskristallisiert, die ich wiedergeben möchte – ohne sie mir pauschal zu eigen zu machen:
  • Missfallen über die Abwanderung langjähriger, geschätzter und hochqualifizierter Sachbearbeiter.
  • Offenes Zutagetreten fehlender oder noch nicht abgeschlossener Fachausbildungen des Personals.
  • Klagen über mangelnde Hilfsbereitschaft z.B. beim Ausfüllen von Anträgen
  • Beschwerden über punktuell mangelnde Freundlichkeit.
  • Unmut über schlechte bzw. teilweise gar nicht mehr gegebene telefonische Erreichbarkeit der Verwaltung zu Kernzeiten.
  • Kopfschütteln über eine geplante weitere Verkürzung der Öffnungszeiten.
  • Ärger über lange Bearbeitungszeiten sowie überbordenden Bürokratismus z.B. bei Veranstaltungsgenehmigungen.
  • Die meisten Mitarbeiter in der Gemeindeverwaltung sind mir persönlich bekannt – teils waren sie bereits während meiner früheren Bürgermeisterzeit im Rathaus beschäftigt. Auf dieser Basis glaube ich fest daran, dass die überwältigende Mehrheit der sachbearbeitenden Beschäftigten im Rathaus gute Arbeit leisten und bei einem Arbeitgeber beschäftigt sein will, auf dessen Leistungsfähigkeit man stolz sein kann. Allgemeine „Beamten- bzw. Verwaltungsschelte“ mag zwar an Stammtischen ein Gewinnerthema sein – sachgerecht und hilfreich finde ich solche Pauschal-Bewertungen aber nicht. Hier könnten sich die Rathaus-Mitarbeiter auch meines Rückhalts sicher sein! Aufgrund meiner knapp zehnjährigen Erfahrung als Amtsleiter in Bodenmais und Regen weiß ich aber genauso auch folgendes – und dies ist mein Hauptansatzpunkt:

    Der Erfolg und die öffentliche Wahrnehmung einer Verwaltung sind maßgeblich von Leitvorgaben, Führungsstil sowie vorgelebter Arbeits- bzw. Umgangsweise des Amtsvorstands und der Geschäftsleitung abhängig.

    Im Falle meiner Wahl zum Bürgermeister würde ich umgehend – und zwar innerhalb der ersten 100 Tage im Amt – folgende Maßnahmen angehen:

    Selbstverständnis des Bürgermeisters:

    • Bürgermeister als Motor und Zugpferd:
      Eine Führungsposition innezuhaben bedeutet für mich nicht stures „Anweisen und Überwachen“, sondern echte Führungsarbeit. Als Bürgermeister würde ich daher klare Ziele und Erwartungen definieren – und bei deren Umsetzung selbst aktiv mitarbeiten und vorausgehen.
    • Bürgermeister als erster Ansprechpartner in wichtigen Angelegenheiten:
      Als Bürgermeister würde ich mich als klarer Ansprechpartner für Bürger, Vereine und Unternehmen in allen Angelegenheiten sehen, die über eine reine Sachbearbeitung (z.B. die Ausstellung von Reisepässen oder die Einreichung von Anträgen) hinaus gehen. Jedermann, der einen Termin bei mir wünscht, würde auch einen bekommen!
    • Bürgermeister als Personalverantwortlicher:
      Mitarbeiterführung sowie Personalgewinnung und -entwicklung wären für mich Chefsache. In einer vergleichsweisen kleinen Verwaltung darf zwischen Mitarbeiter und Bürgermeister bei Anliegen und Problemen kein Blatt Papier passen – geschweige denn eine ganze Führungskraft.

    Umfassende Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen:

    • Grundsatz „Kein Mitarbeiter ohne einschlägige Fachausbildung“:
      Die Aufgaben des öffentlichen Dienstes sind heute rechtlich und administrativ so komplex, dass eine einschlägige Fachausbildung unerlässlich ist. Als Amtsleiter würde ich mich klar in der Pflicht sehen, den Mitarbeitern das Rüstzeug an die Hand geben zu lassen, dass sie für eine gute, serviceorientierte Arbeit brauchen.
    • Hospitationen in anderen Kommunalverwaltungen:
      Im Falle spezieller Einarbeitungen, die nicht Bestandteil klassischer Ausbildungen sind (z.B. Einsatz von IT), hat es sich bereits in meiner früheren Bürgermeisterzeit bewährt, Mitarbeiter zeitlich klar befristet in anderen Gemeindeverwaltungen einarbeiten zu las-sen.

    Bürgerservice:

    • Keine Verkürzung der Verwaltungs-Öffnungszeiten ohne Mehrwert:
      Eine reine Verkürzung der Öffnungszeiten mit der Begründung „Wir brauchen mehr Zeit für die interne Sachbearbeitung“ lehne ich ab! Für denkbar halte ich dies nur dann, wenn im Gegenzug Zeiten entstehen, für die Bürger feste Termine vereinbaren können (z.B. über ein Online-Tool).
    • Telefonische Erreichbarkeit während der Kernzeiten gewährleisten:
      Es ist ein Unding, wenn während der Rathaus-Öffnungszeiten – insbesondere der Kernzeiten – Telefonanrufe ohne Information an den Anrufers ins Leere laufen. Hier müssen Weiterleitungen so eingerichtet werden, dass Anrufe zumindest von einem Vertreter angenommen werden.
    • Einrichtung einer Stelle zur Hilfe beim Ausfüllen von Anträgen:
      Hier stelle ich mir vor, dass eine geringfüge Stelle auf 520 Euro-Basis ausgebracht wird, die Bürgern beim Ausfüllen von Anträgen hilft. Dies könnte z.B. auch samstags erfolgen. Mit einer ehemaligen Mitarbeiterin, die hierzu bereit wäre, habe ich bereits Kontakt aufgenommen.

    Markt Bodenmais als attraktiver Arbeitgeber:

    • Betriebsklima verbessern, Befristungen vermeiden, Leistung belohnen:
      Um bestehende Mitarbeiter halten und künftig wieder neue gewinnen zu können, ist es m.E. dringend notwendig, das Betriebsklima im Rathaus wieder zu verbessern (z.B. durch Team-Klausuren und Team-Events), Stellen nicht befristet auszuschreiben und individuelle Leistung durch das Instrument der „Leistungsorientierten Bezahlung“ zu belohnen. Dies alles gilt natürlich für alle Beschäftigten des Marktes in Verwaltungen und Einrichtungen gleichermaßen.

    Heißes Eisen „Standesamt“:

    • Rückholung des Amtes aus Zwiesel, sobald dies personell wieder möglich ist:
      Die Mitte des Jahres vollzogene Übertragung des Standesamtes nach Zwiesel bedeutet nicht nur einen Komfortverlust für Bürger, sondern nagt auch an der „Bodenmaiser Seele“. Dies konnte ich bei meinen Gesprächen der letzten Wochen sehr, sehr deutlich spüren. Mein Ziel wäre es, das Amt zurückzuholen, sobald geeignetes Personal hierfür gefunden werden kann. Hierzu müssten aber die Dinge eintreten, die ich oben als Ziele definiert habe.
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